Mittwoch, 7. Oktober 2009

Der geplatzte Traum

Peter hat als Leiter einer grossen Werkstatt in Nairobi zu viele Motoren und Getriebe mit blossen Haenden durch die Gegend geschleppt. Tausende von Kilometern auf rauen Pisten in Afrika mit allen moeglichen Fahrzeugen, haben die Wirbelsaeule sicher auch nicht vor Freude jauchzen lassen. Ausgerechnet jetzt hat der Koerper seinen Tribut fuer solche Schindereien eingefordert:
Wenn die Rueckenschmerzen wegen eines eingeklemmten und entzuendeten Nervs so gross sind, dass man kaum noch aufs Motorrad kommt, macht es keinen Sinn mehr weiter zu fahren und es ist auch zu riskant. Peter musste die Segel streichen und ist von Maun aus nach Frankfurt geflogen.
1,5 Jahre Planung und Vorbereitung, ein Teil davon gemeinsam, und jetzt platzt der Traum viel zu frueh. Damn shit! I'm so sorry.
Der "alte" Afrikahaudegen und der Afrikanewcomer - das hatte bestens funktioniert. Wir waren innerhalb kuerzester Zeit ein sehr gut eingespieltes Team.
Gute Besserung und see you again later fuer Klettertouren in der Schweiz oder Motorradtouren in Europa.
Auch die interne Schach-WM muss damit verschoben werden. Dabei haetts nur noch ca. 97 Partien bedurft, bis ich meinen ersten Sieg davongetragen haette.

The show must go on - auch wenn vorerst mit eingetruebter Stimmung.
Servicewueste Botswana? Ne, so was gibts nicht. Ganz im Gegenteil. Am ersten Reisetag allein brachte mich die GS bis Gweta zur Planet Baobab Lodge:
Ich werde herumgefuehrt und jedem Angestellten vorgestellt. Das dauert, weil "Bernd" fuer Englischsprachige nicht leicht auszusprechen ist. Was haette ich denn gern zum Dinner und wann? "Chicken Salad um 19.15 bitte" (Mein Favorit Springbocksteak gabs leider nicht). Ich sitze spaeter mit deutschen Urlaubern beim Bier in der Bar und werde freundlich daran erinnert, dass mein Salat jetzt fertig sei. Es ist exakt 19.15 Uhr!!!

Namensgeber fuer die Lodge sind die maechtigen Baobab's auf dem Gelaende. Von Peter hab ich die Kurzversion der Sage zu deren Entstehungsgeschichte:
Die eitlen Baeume beschwerten sich fortlaufend bei den Goettern der Swaheli ueber ihr Aussehen. Irgendwann wars genug und auch so ein Gott hat mal die Schnauze voll. Also packte er die Baobab's und rammte sie alle koepfueber in den Boden. Und genau so sehen die Baeume aus. Als ob die Wurzeln oben waeren.


Auf Botswanas Strassen unterwegs zu sein ist ne Art angenehmer Hindernislauf. Regelmaessig gibt es "roadblocks" der Polizei mit der bereits erwaehnten Aufklaerungsarbeit in Sachen Verkehrssicherheit, Fuehrerscheinkontrollen, Desinfektionsstationen fuer Motorrad und Motorradstiefel wegen der Maul- und Klauenseuche. Der aktuellste Hit im roadblock-Ranking war eine Stopstelle an der ich freundlich gebeten wurde im geraeumigen Zelt am Strassenrand ne Ruhepause einzulegen.
Aber die hatte ich nun wirklich nicht noetig. Mein Adrenalinspiegel war hoch genug um nicht muede zu sein, da ich kurz vorher mal wieder meine Probleme mit dem afrikanischen Wildlife hatte. Diesmal keine wuetenden Springboecke oder Stoecke, die sich in Kobras verwandeln, sondern eine Begegnung der groesseren Art:

1. Reaktion: Hurra, ein Elefant in freier Wildbahn.
2. Reaktion: Der unerschrockene rasende Reporter zueckt die Kamera und steigt vom Bike, um die Szene "Monsterkuh trifft Dickhaeuter" festzuhalten.
3. Reaktion: Panik, Panik, Panik, als der Bulle mich aus tiefschwarzen, golfballgrossen Augen anstarrt, beginnt die riesigen Ohren zu schwenken und trompetend auf mich zulaeuft.

4. Reaktion: Rauf auf die Monsterkuh und gib Gummi!
5. Reaktion: In sicherer Entfernung Unterwaesche wechseln!

Ich bin mittlerweile im aeussersten Nordosten Botswanas, in Kasane, angelangt und damit schon ganz dicht an einem der groessten Naturwunder dieses Planeten, den Victoriafaellen.
Nen Artikel zu schreiben ist heute sehr angenehm. Ich sitze mit dem Laptop der freundlichen Sambier Lucy und Reynard mit nem Bier am Pool....

Viele Gruesse
Bernd
Grosswildjaeger

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