Montag, 26. Oktober 2009

Das warme Herz Afrikas


Diese Geschichte handelt davon, wie ein kaputtes Landrover-Getriebe es schaffte, meinen Afrikaplaenen eine voellig unerwartete Wende zu geben.
Aber der Reihe nach...
Bei Planung der Reise war Malawi fuer mich nicht mehr als ein Transitland, durch das ich in 2 Tagen durchrauschen wuerde. Jetzt werde ich mein jeweils 4 Wochen lang gueltiges Visum wohl noch 1 bis 2x verlaengern muessen.
Die Vielfalt dieses kleinen Landes trifft mich voellig unerwartet. Schwarzwaldatmosphaere im Luwawa-Forest habe ich bei langen Bushwalks mit den Hunden ja schon ausgiebig genossen. Zu entdecken gibt es noch Vieles:
Das Mulanja-Gebirge im Suedosten des Landes zum Beispiel. Das Granitmassiv mit dem 3.002 M hohen Sapitwa erhebt sich in dramatischen Formen ueber die Phalombe-Ebene. Oder die Teeplantagen in den Mulanje-Mountains, die Zuckerrohr- und Tabakanbaugebiete, kulinarische "Genuesse" in Form der hiesigen Spezialitaet gebratene Tausendfuessler, der maechtige Feigenbaum in Nkhotakota. David Livingstone verhandelte 1863 in dessen Schatten sitzend die Beendigung des florierenden Sklavenhandels rund um den Malawisee.
Apropos Malawisee: Kaum ein anderes Land wird so sehr von nur einem geografischen Feature wie dem 585 KM langen und bis zu 100 KM breiten See beherrscht. Er umfasst mit seinen tropisch anmutenden Straenden damit ein Fuenftel der Landesflaeche. Auch die Strassen Malawis bieten alles, was ich mir von Pisten in Afrika erhoffte und zugleich fuerchtete:


Dieses Gesamtpaket Malawi wird abgerundet durch die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen, welche dem Land den Beinamen "Das warme Herz Afrikas" einbrachten. In solch attraktiver Umgebung "erdreisten" sich gar andere Reisende mir mit besonderer Herzenswaerme zu begegnen.

Rosina + Graham sind mit Unterbrechungen seit 3 Jahren in Afrika unterwegs. Wir verquatschen die Abende am Lagerfeuer mit all den urkomischen, tragischen, beruehrenden und abenteuerlichen Geschichten, die lange Reisen so mit sich bringen.

Die besten Plaetze am Kaminfeuer im Haus sind meist leider schon anderweitig belegt.

Schweren Herzens und dankbar fuer die beeindruckenden Erlebnisse, habe ich die Luwawa-Forest-Lodge verlassen, nicht ahnend, dass ich 3 Stunden spaeter schon wieder hier sein wuerde.
Rosina + Graham waren frueher gestartet und standen 100 KM weiter mit einem kapitalen Getriebeschaden am Strassenrand. Im Kriechtempo, ich mit der GS folgend, sind wir zurueck zur Lodge, um dort 3 Tage auf ein neues Getriebe zu warten.
Da war mal wieder ein Punkt erreicht, an dem Peter vermisst wurde. Wir haetten "Mr. Landrover" nen grossen Hammer + ein paar Schraubenschluessel in die Hand gedrueckt und er haette das Getriebe an einem Tag gewechselt. Ihm ab und zu ein kuehles Bier zu bringen, haette den Prozess womoeglich noch beschleunigt.
Aber auch Ollie, der mit dem Getriebe aus Windhoek kam, erledigte den Job mit Hilfe von Graham und mir an einem Tag.
Und nur weil ich wegen des kaputten Getriebes mit zurueck zur Lodge kam, hat sich Dr. Thomas Schmalwasser ueber ein paar Umwege telefonisch bei mir gemeldet. Thomas ist Eigentuemer der Lifupa-Lodge im Kasungu-National-Park www.lifupa-lodge.com und sucht nach einem "Lodge-Manager" fuer die naechsten 4 Wochen, waehrend er in Deutschland ist.
Auch ohne Publikums-, oder FiftyFiftyJoker erraet wohl jeder, wer dieser Lodgemanager sein wird?

Ohne feste Reise- und Jobplaene nach Afrika zu kommen sorgte bei mir oft genug fuer innere Unruhe. Jetzt erlebe ich grade in eindrucksvoller Weise, welche Qualitaet diese flexible Art des Reisens hat. Wichtig ist lediglich genuegend Vertrauen darin zu entwickeln, dass sich das Richtige unterwegs schon finden wird - das kosmische Gesetz der Anziehung eben
Ich haette wirklich ein T-Shirt und vielleicht noch meine Zahnbuerste entsorgen sollen, um auf dem Motorrad Platz fuer das kaputte Getriebe zu schaffen. Ich haette es gern als Souvenir daheim gehabt.

Nach einem feudalen Abschlussgaladinner, hab ich mich von Rosina + Graham wie von jahrelangen Freunden verabschiedet. Jetzt lassen mich diese lieben Menschen mit einem Malawi-Reisefuehrer als Geschenk zurueck, mit einer Widmung versehen, die mich jedes Mal sehr beruehrt, wenn ich sie lese. See you again in England!!
Und ich trete morgen meinen Dienst in der Lodge an...

Ich hab mal im Reisetagebuch nachgeblaettrt und die Erlebnisse zusammengezaehlt, die hier bislang fuer eine Ueberproduktion an Glueckshormonen oder fuer ganz viel Gaensehautfeeling sorgten.
Die laufende Nr. 43 waere der Abend voll Spass und Lebensfreude mit Nathalie + Kim (Schon wieder Englaender, mit denen ich schon einige Tage auf einer Wellenlaenge liegend, verbring - Ich werd kuenftig wohl oefter Urlaub in England machen!)und Judith + Sandra + Isaac + Davis, die unerwartet mit geballter afrikanischer Froehlichkeit noch dazustossen.

Laufende Nr. 44 waere die kleine Prozession durch den Wald mit Nathalie + Kim + Sandra + Patrick und nem ganzen Stall voll kids zum sonntaeglichen Kirchgang. Sonntagtsmesse in Malawi bedeutet viel gute Laune, rhytmhische Musik mit Trommeln, singen und tanzen - definitiv ein Fall fuer die Abteilung Gaensehautfeeling.

Viele Gruesse
Bernd
Glueckshormonproduzent

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