Schluss mit lustig - ab jetzt wird gschafft! Ich habe meinen Dienst als Manager in der Lifupa Lodge angetreten. Die Lodge liegt mitten im 2.300 QKM grossen Kasungu National Park an einem kuenstlich angelegten See. 60 KM weg von der naechsten Ortschaft gibt es rund um den See nix, niente, nothing, als dichte Buschvegetation.
Ich hab ne Ausnahmegenehmigung die mir erlaubt im Park Motorrad zu fahren, sofern ich mich an 2 Regeln halte:
1. Beachtung der Vorfahrtsregeln.
Damit hab ich kein Problem. Schliesslich will ich nicht versehentlich eines der possierlichen Tierchen ueberfahren.
2. Helm ab bei der Fahrt durch den National Park - er schraenkt das Sichtfeld zu stark ein. Entlang der schmalen Pfade, umgeben von dichter Vegetation koennte ein Elefant ploetzlich neben mir stehen, ohne dass ich ihn bemerke. Die Dichkhaeuter bewegen sich auf riesigen Samtpfoten erstaunlich leise.
Beim Motorradfahren aus Sicherheitsgruenden den Helm abnehmen - auch mal was Neues!
Ich schlafe seit mehr als 50 Naechten im Zelt. Jetzt hab ich wieder ein Bett, und was fuer eines!
Wir haben in der Lodge 16 Chalets in traditioneller Rundhuettenbauweise mit Schilfdach.
Bis ich mein eigenes Apartement beziehen kann, bewohne ich eines der Chalets.
Morgens erhebt sich die Sonne als gluehender Feuerball hinter dem See. Ich beobachte den Sonnenaufgang gemuetlich im Bett liegend durch die riesige Glasfront des Chalets. Im Wasser lassen Hippos ihre massigen Koerper traege dahintreiben. Spaeter gesellt sich, wie taeglich um diese Jahreszeit, eine Herde Elefanten dazu.
Diese Szenerie ist allemal einen Eintrag in das Ranking der Toperlebnisse wert.
Ich sitze mit Thomas auf der Restaurantterasse, um meine Aufgaben zu besprechen:
Buchhaltung, Erledigung der Einkaeufe im 200 KM entfernten Lilongwe, Bedienung und Wartung der Generatoren (Strom gibts nur abends), Game Drives mit Gaesten, bei Walking Safaris hol ich mir nen bewaffneten Scout des National Parks dazu, kleinere Reparaturen, Koordinierung der Dienstplaene und Supervisor fuer die 15 Angestellten, und, und, und...
Wie oft werde ich in meinem Leben wohl noch dienstliche Besprechungen fuehren, bei denen manche Saetze vom maechtigen Bruellen der Nilpferde uebertoent werden und Baby-Elefanten hinter mir vergnueglich im Wasser plantschen?
Lust auf Malawi bekommen und vlt. noch n paar Tage Urlaub + n bischen Kleingeld uebrig?
Es gibt keine Direktfluege nach Malawi, dafuer interessante Zwischenstops in Nairobi, Addis Abeba oder Johannesburg. Ich wuerde mich ueber Besuche auf "meiner" Lodge freuen.
Und mein lieber Herr Gesangsverein - das Land und diese Lodge sind allemal eine Reise wert: Jetzt als ich grad ein paar handschriftliche Notizen fuer diesen Artikel mach, hat sich ne kleine Herde Elefanten entschieden, der Lodge nen Besuch abzustatten und marschiert vor meiner Nase im Garten herum. Was fuer ein faszinierender Anblick!
Dem ersten vertrauenswuerdigen Fruehbucher :-) stelle ich hier meine Monsterkuh kostenlos zur Verfuegung!
Meine malawische Handynummer: 00265 993 736618
Die Lodgenummer (auch Handy): 00265 999 768 658
Internetzugang werde ich die naechsten Wochen nur bei meinen Shoppingtouren in Lilongwe haben. Neue Tagebucheintraege + Mails beantworten kann daher etwas laenger als ueblich dauern.
Schwer schuftende Gruesse
Bernd
Diese Geschichte handelt davon, wie ein kaputtes Landrover-Getriebe es schaffte, meinen Afrikaplaenen eine voellig unerwartete Wende zu geben.
Aber der Reihe nach...
Bei Planung der Reise war Malawi fuer mich nicht mehr als ein Transitland, durch das ich in 2 Tagen durchrauschen wuerde. Jetzt werde ich mein jeweils 4 Wochen lang gueltiges Visum wohl noch 1 bis 2x verlaengern muessen.
Die Vielfalt dieses kleinen Landes trifft mich voellig unerwartet. Schwarzwaldatmosphaere im Luwawa-Forest habe ich bei langen Bushwalks mit den Hunden ja schon ausgiebig genossen. Zu entdecken gibt es noch Vieles:
Das Mulanja-Gebirge im Suedosten des Landes zum Beispiel. Das Granitmassiv mit dem 3.002 M hohen Sapitwa erhebt sich in dramatischen Formen ueber die Phalombe-Ebene. Oder die Teeplantagen in den Mulanje-Mountains, die Zuckerrohr- und Tabakanbaugebiete, kulinarische "Genuesse" in Form der hiesigen Spezialitaet gebratene Tausendfuessler, der maechtige Feigenbaum in Nkhotakota. David Livingstone verhandelte 1863 in dessen Schatten sitzend die Beendigung des florierenden Sklavenhandels rund um den Malawisee.
Apropos Malawisee: Kaum ein anderes Land wird so sehr von nur einem geografischen Feature wie dem 585 KM langen und bis zu 100 KM breiten See beherrscht. Er umfasst mit seinen tropisch anmutenden Straenden damit ein Fuenftel der Landesflaeche. Auch die Strassen Malawis bieten alles, was ich mir von Pisten in Afrika erhoffte und zugleich fuerchtete:
Dieses Gesamtpaket Malawi wird abgerundet durch die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen, welche dem Land den Beinamen "Das warme Herz Afrikas" einbrachten. In solch attraktiver Umgebung "erdreisten" sich gar andere Reisende mir mit besonderer Herzenswaerme zu begegnen.
Rosina + Graham sind mit Unterbrechungen seit 3 Jahren in Afrika unterwegs. Wir verquatschen die Abende am Lagerfeuer mit all den urkomischen, tragischen, beruehrenden und abenteuerlichen Geschichten, die lange Reisen so mit sich bringen.
Die besten Plaetze am Kaminfeuer im Haus sind meist leider schon anderweitig belegt.
Schweren Herzens und dankbar fuer die beeindruckenden Erlebnisse, habe ich die Luwawa-Forest-Lodge verlassen, nicht ahnend, dass ich 3 Stunden spaeter schon wieder hier sein wuerde.
Rosina + Graham waren frueher gestartet und standen 100 KM weiter mit einem kapitalen Getriebeschaden am Strassenrand. Im Kriechtempo, ich mit der GS folgend, sind wir zurueck zur Lodge, um dort 3 Tage auf ein neues Getriebe zu warten.
Da war mal wieder ein Punkt erreicht, an dem Peter vermisst wurde. Wir haetten "Mr. Landrover" nen grossen Hammer + ein paar Schraubenschluessel in die Hand gedrueckt und er haette das Getriebe an einem Tag gewechselt. Ihm ab und zu ein kuehles Bier zu bringen, haette den Prozess womoeglich noch beschleunigt.
Aber auch Ollie, der mit dem Getriebe aus Windhoek kam, erledigte den Job mit Hilfe von Graham und mir an einem Tag.
Und nur weil ich wegen des kaputten Getriebes mit zurueck zur Lodge kam, hat sich Dr. Thomas Schmalwasser ueber ein paar Umwege telefonisch bei mir gemeldet. Thomas ist Eigentuemer der Lifupa-Lodge im Kasungu-National-Park www.lifupa-lodge.com und sucht nach einem "Lodge-Manager" fuer die naechsten 4 Wochen, waehrend er in Deutschland ist.
Auch ohne Publikums-, oder FiftyFiftyJoker erraet wohl jeder, wer dieser Lodgemanager sein wird?
Ohne feste Reise- und Jobplaene nach Afrika zu kommen sorgte bei mir oft genug fuer innere Unruhe. Jetzt erlebe ich grade in eindrucksvoller Weise, welche Qualitaet diese flexible Art des Reisens hat. Wichtig ist lediglich genuegend Vertrauen darin zu entwickeln, dass sich das Richtige unterwegs schon finden wird - das kosmische Gesetz der Anziehung eben
Ich haette wirklich ein T-Shirt und vielleicht noch meine Zahnbuerste entsorgen sollen, um auf dem Motorrad Platz fuer das kaputte Getriebe zu schaffen. Ich haette es gern als Souvenir daheim gehabt.
Nach einem feudalen Abschlussgaladinner, hab ich mich von Rosina + Graham wie von jahrelangen Freunden verabschiedet. Jetzt lassen mich diese lieben Menschen mit einem Malawi-Reisefuehrer als Geschenk zurueck, mit einer Widmung versehen, die mich jedes Mal sehr beruehrt, wenn ich sie lese. See you again in England!!
Und ich trete morgen meinen Dienst in der Lodge an...
Ich hab mal im Reisetagebuch nachgeblaettrt und die Erlebnisse zusammengezaehlt, die hier bislang fuer eine Ueberproduktion an Glueckshormonen oder fuer ganz viel Gaensehautfeeling sorgten.
Die laufende Nr. 43 waere der Abend voll Spass und Lebensfreude mit Nathalie + Kim (Schon wieder Englaender, mit denen ich schon einige Tage auf einer Wellenlaenge liegend, verbring - Ich werd kuenftig wohl oefter Urlaub in England machen!)und Judith + Sandra + Isaac + Davis, die unerwartet mit geballter afrikanischer Froehlichkeit noch dazustossen.
Laufende Nr. 44 waere die kleine Prozession durch den Wald mit Nathalie + Kim + Sandra + Patrick und nem ganzen Stall voll kids zum sonntaeglichen Kirchgang. Sonntagtsmesse in Malawi bedeutet viel gute Laune, rhytmhische Musik mit Trommeln, singen und tanzen - definitiv ein Fall fuer die Abteilung Gaensehautfeeling.
Viele Gruesse
Bernd
Glueckshormonproduzent
Ich habe eine neue Bestleistung zu vermelden. Gestoppte Zeit bei der Abwicklung aller Formalitaeten an der sambisch malawischen Grenze: 15 Minuten.
Dazu keinerlei Kosten fuer die Einreise nach Malawi. Da freut sich das Schwabenherz.
Ich bin also in dem Land angekommen, in dem sich Popstars Kinder kaufen. Zu Madonnas Ehrenrettung sei erwaehnt, dass sie hier mehrere Millionen Dollar in den Bau von Krankenhaeusern, Schulen und Waisenhaeusern investiert hat.
Motorradfahren in Malawi ist sehr meditativ. Auf guten Teerstrassen gleite ich genussvoll durch die huegelige Savannenlandschaft.
Raum und Zeit verlieren an Bedeutung, nur das lebhafte streetlife in groesseren Ortschaften reisst mich kurzfristig aus den Phasen der Entspannung. Ich geniesse die "Meditationsfahrten" so sehr, dass ich mal wieder unfreiwillig gegen Regel Nr. 1 verstosse:
Fahre niemals nachts Pisten in Afrika!
Es daemmert schon, als ich den Abzweig zur Luwara Forest Lodge erreiche. Eine schmale, vom Regen ausgewaschene Lehmpiste mit tiefen Furchen fuehrt oestlich in Richtung bewaldeter Haenge, hinter denen der grosse Malawisee liegen muss. Ich komme mehrfach von der Hauptpiste ab und ende in Sackgassen mit meterhoch stehendem Gras. Bin ich noch auf dem richtigen Weg?
Keine Ahnung, ich stelle mich mal darauf ein, dass ich irgendwo wild campen muss was mir recht unangenehm ist, da ich nichts ueber das wildlife in Malawi weiss. Es koennte Loewen geben, oder gar schlimmer Springboecke!
In der einbrechenden Dunkelheit erkenne ich schemenhaft, dass die Buesche zu beiden Seiten der Piste dichter und hoeher werden, bis ich schliesslich von dicht beinander stehenden Baeumen umgeben bin. Ich nehme den Geruch von Eukalyptusbaeumen wahr und sehe im Scheinwerferlicht der GS hohe Pinien. Die Vorstellung nachts durch diesen Wald zu fahren, nicht wissend wohin der Weg fuehrt, sollte mich eigentlich erschrecken. Sie tut es allerdings kaum. Im Gegenteil! In aufgekratzter , entrueckter Stimmung schleiche ich mit der treuen BMW durch den mystischen Zauberwald. Die Atmosphaere ist maerchenhaft wie bei Haensel und Gretel.
Nur dass sich hier Bernd und seine Monsterkuh verirrten, um spaeter in voelliger Abgeschiedenheit tief im Wald doch noch auf ein Hexenhaeuschen zu stossen:
Die Luwara Forest Lodge.
Hier erwartet mich nicht etwa eine mordlustige Hexe, sondern wieder mal besonders herzliche Menschen. Statt weiter umherzuirren und eine unruhige Campingnacht im Wald zu haben, finde ich mich in einer kleinen, urgemuetlichen und liebevoll dekorierten Gaststube wieder. Mit George dem Eigentuemer seinem Sohn James und Alan, einem Tabakfarmer am knisternden Kaminfeuer zu sitzen, erzeugt das heimelige Gefuehl schuetzender Geborgenheit.
Die ganze Idylle dieses abgelegenen Paradieses erschliesst sich mir am naechsten Morgen. In huegeligem Gelaende, umschlossen von dichten Pinienwaeldern, liegt das mit viel Leidenschaft renovierte Farmhaus. Allein die Aussicht von der Terrasse bietet genuegend "Entertainment" fuer einige Ruhetage. Der Blick reicht ueber einen maechtigen Feuerbaum zum See bis hin zu den 2.000ern des Viphya-Plateaus.
Hoch oben auf dem Feuerbaum ist ein Netz aus dicken Seilen gespannt. Jeden Morgen zum Sonnenaufgang klettere ich hinauf, mummle mich in den Schlafsack, starre im Netz liegend auf den See und geniesse den Anblick von Voegeln in schillernden Farben, die sich nah herantrauen, wenn ich mich nicht bewege. Unforgettable!
Nein, ich bin wirklich nicht im Schwarzwald! Und endlich mal wildlife, mit dem ich keine Probleme hab. Die Schosshuendchen Chakra und Leon, von mir auch DPS-System (Dogs-Positioning-System) genannt, da sie mich bei ausgedehnten Buschwalks sicher zurueck zur Lodge navigieren.
Sandra und Patrick, das Angestellten-Ehepaar mit soooo viel Herzlichkeit laden mich ein, ihren freien Tag zusammen zu verbringen. Ich erkunde mit Patrick die Gegend auf der BMW. Er ist Motorradenthusiast - deshalb wechseln wir uns mit dem Fahren ab. Wir besuchen Bekannte von ihm in einem abgelegenen Dorf. Laut dem Dorfchef war noch nie zuvor ein Motorrad im Dorf. Er nimmt sich viel Zeit mir das Leben im Dorf nahe zu bringen, zeigt mir wie und wo Ziegen und Huehner gehalten werden, wo Mais gelagert wird und wie er zu Maismehl verarbeitet wird.
Vielfaeltige Eindruecke und Gefuehle haben ich hier in die Seele gebrannt!
In der Luwara Forest Lodge zu landen war ein Glueckstreffer - Schwein gehabt eben. So wie er hier:
Viele Gruesse
Bernd
Auch die Einreise nach Sambia war relativ schmerzfrei. Mit der Faehre ueber den Zambezi - Welcome to Sambia!
In einer Stunde waren alle Formalitaeten erledigt, unangenehm dabei nur die hohen Gebuehren (70 US$ fuer Visa und roadtax) und die sengende Hitze (Swakopmund ist zu kalt, Sambia ist viel zu heiss. Ja so isser halt der deutsche Touri als solcher. Immer was zu meckern). Ich stand schon kurz davor aus den Behoerdenklauen entlassen zu werden, als noch jemandem einfiel, dass man mir noch ne Kfz-Versicherung aufs Auge druecken muesse. Das war dann aber doch a bisserl zu viel fuer den Schwaben aus Ueberzeugung und ich hab den altbewaehrten Blutspendeausweistrick gezogen:
Die Jungs mit irgendeinem offiziell aussehenden Dokument davon ueberzeugen, dass dies genau die erforderliche Versicherung ist. Blutspendeausweis war grad nicht zur Hand, mein Allianz-Schutzbrief hats aber auch getan. Das dicke Heftchen mit bunten Bildern und viel Kleingedrucktem in deutsch ging problemlos als Kfz-Versicherung durch. Zum Glueck Allianz versichert!
"Bei einem solch wunderschonen Anblick wie diesem, stoppen Engel in ihrem Flug, um hinunterzustarren". Das schrieb der Entdecker David Livingstone in sein Tagebuch, als er die Victoriafaelle 1855 erstmals sah. Um diese Jahreszeit sind die Faelle leider nicht ganz so beeindruckend wie kurz nach der Regenzeit. Dafuer ist es moeglich ueber die trockenen Flussbaenke bis ganz an die Klippen heranzugehen, ueber die der Zambezi hinunterdonnert, um tief unten beim Aufschlag eine riesige Gischtwolke zu erzeugen. In der Kololo-Sprache heissen die Faelle Mosi-oa-Tunya. Der Rauch der donnert!
Ein Reisetag in Afrika bietet viele Eindruecke, er bringt schoene und weniger schoene Erlebnisse mit sich. Die Herausforderung des Alleinreisens besteht darin, die Eindruecke allein "auszuhalten", sie nicht mit einem Anderen teilen zu koennen. Hier fehlen mir vor allem die messerscharfen Analysen von Peter.
Die abendlichen Gespraeche mit anderen Reisenden bieten da keinen gleichwertigen Ersatz. Sie bleiben meist oberflaechlich.
Ich habe deshalb meine Kommunikationstaktik geaendert. Pausen mache ich jetzt bewusst in Doerfern, um mit den "Locals" ins Gespraech zu kommen. Sambia ist ideal fuer diese geaenderte Taktik.
Das Land ist teuer, die Menschen sind unfreundlich und korrupt. So weit meine Vorurteile. Das ganze Land scheint mich nun eines Besseren belehren zu wollen.
Bei Trink- und Essenspausen produziere ich keine Menschenauflaeufe - sehr unafrikanisch. Die Menschen sind zurueckhaltend, meist geh ich auf sie zu mit dem Vorteil, nicht die ueblichen Fragen nach dem woher, wohin, wie schnell laeuft das Motorrad, gestellt zu bekommen, sondern selbst mehr vom Leben der Menschen zu erfahren. Das fuehrt zu Gespraechen mit wahrer Freundlichkeit, Herzlichkeit und ehrlich gemeinten guten Wuenschen zur Verabschiedung. Auch die zunaechst grimmigen Polizisten lassen sich lieber auf ein freundliches Gespraech ein, statt mir eine Geldbusse aufzubrummen. Ich hatte in der Oeffentlichkeit geraucht, nicht wissend, dass dies in Sambia verboten ist.
Die Freundschaft mit den Sambiern muss ja nicht gleich so weit gehen, dass ich deren seltsame Innereien von seltsamen Fischen esse.
Trotz bitterer Armut und Abhaengigkeit von Weltbank und internationalen Hilfsorganisationen, scheint die Nation ueber ein gesundes Selbstwertgefuehl zu verfuegen. Wohl eine gute Basis fuer eine bessere Zukunft!
So sehen das auch grosse auslaendische Konzerne, die mehr und mehr im Land investieren. Dies fuehrt aber auch zu recht pervertierten Stilblueten. In Sambia sind luxurioese Lodges entstanden, die u.a. GameDrives durch Doerfer anbieten, also Pirschfahrten zur Menschenbeobachtung, selbstverstaendlich ohne aus den klimatisierten Bussen auszusteigen - die bettelarmen Menschen koennten ja Boeses im Sinn haben!
Es ist wie immer im Leben. In einer positiven Grundstimmung dem Land gegenueber faellst es leichter selbst zwiespaeltige Dinge positiv zu bewerten. So ist die lange Fahrt ueber eine Rumpelpiste keine Qual, ich empfinde es vielmehr als etwas Faszinierendes, beinahe Mystisches, wenn mich entgegenkommende LKW's in eine riesige rote Staubwolke huellen.
Und dann haette ich im Auftrag der sambischen Gefluegel-Vereinigung noch bekannt zu geben:
Esst zum Wohle Eurer Gesundheit jeden Tag ein Ei!
Viele Gruesse
Bernd
Eiesser
Peter hat als Leiter einer grossen Werkstatt in Nairobi zu viele Motoren und Getriebe mit blossen Haenden durch die Gegend geschleppt. Tausende von Kilometern auf rauen Pisten in Afrika mit allen moeglichen Fahrzeugen, haben die Wirbelsaeule sicher auch nicht vor Freude jauchzen lassen. Ausgerechnet jetzt hat der Koerper seinen Tribut fuer solche Schindereien eingefordert:
Wenn die Rueckenschmerzen wegen eines eingeklemmten und entzuendeten Nervs so gross sind, dass man kaum noch aufs Motorrad kommt, macht es keinen Sinn mehr weiter zu fahren und es ist auch zu riskant. Peter musste die Segel streichen und ist von Maun aus nach Frankfurt geflogen.
1,5 Jahre Planung und Vorbereitung, ein Teil davon gemeinsam, und jetzt platzt der Traum viel zu frueh. Damn shit! I'm so sorry.
Der "alte" Afrikahaudegen und der Afrikanewcomer - das hatte bestens funktioniert. Wir waren innerhalb kuerzester Zeit ein sehr gut eingespieltes Team.
Gute Besserung und see you again later fuer Klettertouren in der Schweiz oder Motorradtouren in Europa.
Auch die interne Schach-WM muss damit verschoben werden. Dabei haetts nur noch ca. 97 Partien bedurft, bis ich meinen ersten Sieg davongetragen haette.
The show must go on - auch wenn vorerst mit eingetruebter Stimmung.
Servicewueste Botswana? Ne, so was gibts nicht. Ganz im Gegenteil. Am ersten Reisetag allein brachte mich die GS bis Gweta zur Planet Baobab Lodge:
Ich werde herumgefuehrt und jedem Angestellten vorgestellt. Das dauert, weil "Bernd" fuer Englischsprachige nicht leicht auszusprechen ist. Was haette ich denn gern zum Dinner und wann? "Chicken Salad um 19.15 bitte" (Mein Favorit Springbocksteak gabs leider nicht). Ich sitze spaeter mit deutschen Urlaubern beim Bier in der Bar und werde freundlich daran erinnert, dass mein Salat jetzt fertig sei. Es ist exakt 19.15 Uhr!!!
Namensgeber fuer die Lodge sind die maechtigen Baobab's auf dem Gelaende. Von Peter hab ich die Kurzversion der Sage zu deren Entstehungsgeschichte:
Die eitlen Baeume beschwerten sich fortlaufend bei den Goettern der Swaheli ueber ihr Aussehen. Irgendwann wars genug und auch so ein Gott hat mal die Schnauze voll. Also packte er die Baobab's und rammte sie alle koepfueber in den Boden. Und genau so sehen die Baeume aus. Als ob die Wurzeln oben waeren.
Auf Botswanas Strassen unterwegs zu sein ist ne Art angenehmer Hindernislauf. Regelmaessig gibt es "roadblocks" der Polizei mit der bereits erwaehnten Aufklaerungsarbeit in Sachen Verkehrssicherheit, Fuehrerscheinkontrollen, Desinfektionsstationen fuer Motorrad und Motorradstiefel wegen der Maul- und Klauenseuche. Der aktuellste Hit im roadblock-Ranking war eine Stopstelle an der ich freundlich gebeten wurde im geraeumigen Zelt am Strassenrand ne Ruhepause einzulegen.
Aber die hatte ich nun wirklich nicht noetig. Mein Adrenalinspiegel war hoch genug um nicht muede zu sein, da ich kurz vorher mal wieder meine Probleme mit dem afrikanischen Wildlife hatte. Diesmal keine wuetenden Springboecke oder Stoecke, die sich in Kobras verwandeln, sondern eine Begegnung der groesseren Art:
1. Reaktion: Hurra, ein Elefant in freier Wildbahn.
2. Reaktion: Der unerschrockene rasende Reporter zueckt die Kamera und steigt vom Bike, um die Szene "Monsterkuh trifft Dickhaeuter" festzuhalten.
3. Reaktion: Panik, Panik, Panik, als der Bulle mich aus tiefschwarzen, golfballgrossen Augen anstarrt, beginnt die riesigen Ohren zu schwenken und trompetend auf mich zulaeuft.
4. Reaktion: Rauf auf die Monsterkuh und gib Gummi!
5. Reaktion: In sicherer Entfernung Unterwaesche wechseln!
Ich bin mittlerweile im aeussersten Nordosten Botswanas, in Kasane, angelangt und damit schon ganz dicht an einem der groessten Naturwunder dieses Planeten, den Victoriafaellen.
Nen Artikel zu schreiben ist heute sehr angenehm. Ich sitze mit dem Laptop der freundlichen Sambier Lucy und Reynard mit nem Bier am Pool....
Viele Gruesse
Bernd
Grosswildjaeger
In Angola entspringt der Okavango River. Auf seinem 1.500 KM langen Weg Richtung Suedosten schafft er es nicht in einem Meer zu muenden. Stattdessen verlieren sich die gewaltigen Wassermassen in Form eines riesigen Faechers in den topfebenen Weiten der Kalahari. So entsteht das Okavango-Delta, ein Sumpfgebiet von der Groesse Schleswig-Holsteins. Das grosse Naturwunder Botswanas bietet Lebensraum u.a. fuer Hippos, Krokodile, Millionen von Voegeln und derzeit auch fuer deutsche Motorradhelden.
Wir relaxen seit Tagen in Maun, einer 50.000 Einwohnerstadt am Rand des Deltas im Old Bridge Backpackers: Ne grosse offene Bar mit reetgedecktem Dach von dicken Baumstaemmen gestuetzt, Sitzgruppen unter einem maechtigen Feigenbaum direkt an einem der grossen Zufluesse zum Delta, Duschen unter freiem Himmel mit bambuseingefassten Waenden, gutes Essen und interessante Gespraeche mit Travellern aus England, Spanien und den USA - der perfekte Platz um zu entspannen.
So manches Highlight Afrikas laesst sich nicht mit der Kamera festhalten, sondern nur mit dem Gehoer erfassen. Nachts am Fluss zu sitzen und dem Konzert aus tausenden von Froschkehlen zu lauschen, dem Phil Collins mit seinem "One more night" aus den Barlautsprechern nicht viel entgegenzusetzen hat, gehoert definitiv dazu.
Hauptverkehrsmittel im Delta sind Mekoro - Einbaeume aus SausageTrees oder Ebenholzbaeumen. Mekoro werden aehnlich den venezianischen Gondeln von "Polern" mit langen Staeben durch das Delta bewegt. Auch die Faszination einer Mokorofahrt kann nur schwer auf der Speicherkarte einer Kamera gespeichert werden. In voelliger Stille, den Kopf knapp ueber der Wasseroberflaeche, durch Wasser und Schilf zu gleiten, dabei Voegel zu beobachten und hier und da Bueffel oder Elefanten auf einer Insel zu sehen - ein Fest fuer die Sinne!
Was sind Game Drives? Ich wusste bis vor kurzem nicht, was hinter der Hauptattraktion des halben Kontinents steckt. "Game Drive" klingt jedenfalls vielversprechender als die deutsche Erklaerung dafuer: Pirschfahrten im Auto durch die riesigen Nationalparks, um Afrikas Wildlife zu spotten.
Unser Game Drive im Moremi-Nationalpark hielt alles von dem was er versprach:
Die ueblichen Verdaechtigen Giraffe, Impala und Strauss sind reichlich vorhanden. Dazu als Highlights 2 Loewenmaennchen aus naechster Naehe, die im Schatten liegend einen gerissenen Bueffel vor den kreisenden Geiern bewachen, die grosse Elefantenherde mit Jungtieren, die mit ihren massigen Koerpern beinahe lautlos durch den Busch ziehen und das Rudel WildDogs, die ein direkt am Wegrand erlegtes Impala sehr geraeuschvoll verzehren, waehrend die bereits satt gefressenen WildDogs drumherum Wache stehen.
Giraffen sind uebrigens sehr "gschamige" Zeitgenossen. Witzig, diese possierlichen Tierchen - Naehert man sich mit dem Auto dann spurten sie nicht davon, sie versuchen vielmehr sich hinter einem Baum zu verstecken, was nicht immer ganz gelingt:
Und schliesslich gelang es auch noch ein Exemplar der Gattung "Germanus Homo Sapiens Female" mit besonders herzlicher Ausstrahlung fuer ein Foto einzufangen:
Heike - eine "alte" Freundin von Peter, die in Maun ihre Leidenschaft, die Fliegerei, lebt. Mehr zum Erlebnis "Okavango-Delta aus der Vogelperspektive mit Heike" gibts auf www.kalahari-flying-club.org.
Thank you sooo much Heike for all your help!!
By the way: Einige "Mitleser" koennen ueber den Back-Button des Browsers nicht mehr zurueck zum Blog. Einfachste Loesung: Rechtsklick auf das Bild und das Bild/Link in neuem Fenster oeffnen. Danke Johanna fuer den Hinweis!
Viele Gruesse aus Maun
Bernd