Erfolgreiche Politiker in Deutschland werden mit Macht und Einfluss belohnt. Das grosse Geld hingegen ist in der freien Wirtschaft zu machen. In Afrika werden den Spitzenpolitikern nach dem Ueberraschungseiprinzip gleich 3 Wuensche auf einmal erfuellt:
Macht, Einfluss und viel Geld. "Politiker" die sich durch Anwendung grausamer Gewalt um die Erfuellung der 3 Wuensche kuemmern sind keine Ausnahme. Diejenigen, die sich friedlicher Methoden fuer den Machterhalt bedienen, entwickeln dafuer mitunter recht skurrile Ideen.
Der fruehere malawische Praesident Muluzi versprach dem Wahlvolk je ein Paar neuer Schuhe fuer den Fall seiner Wahl (Ich haette ihn gewaehlt - meine Flipflops sind ziemlich ausgelatscht). Es hat funktioniert. Er wurde gewaehlt. Als neuer Praesident konnte er das Versprechen aber leider nicht einloesen, schliesslich wisse er die Schuhgroesse der 13 Millionen Malawier nicht!
Mit diesem Wissen bin ich gut geruestet fuer die naechste Bundestagswahl. Sollte Angie mir neue Schuhe versprechen, werde ich auf dem Stimmzettel sicherheitshalber meine Schuhgroesse mit angeben.
Dem aktuellen Praesidenten Bingu wurden fuer seine erste Amtszeit ordentliche Noten bescheinigt. Jetzt in der zweiten Amtsperiode hat die Korruptionskrake das Land fest im Griff. Auf wundersame Weise versickern die Fremdwahrungseinnahmen des Landes. Es fehlt deshalb derzeit an Geld fuer den Kauf von Oel (Der Kauf von 6 Gelaendewagen Hummer und einem Regierungsjet war wichtiger). Seit 2 Wochen ist Diesel nur auf dem Schwarzmarkt zu bekommen.
Die malawische Verfassung sieht maximal 2 Amtszeiten vor. Niemand zweifelt daran, dass Bingu eine Verfassungsaenderung anstrebt, die ihm eine weitere Amtszeit mit fetten Jahren ermoeglicht.
Es waere aber auch irrsinnig so einem Teufelskerl die Macht zu nehmen. Bingu kann einfach alles! Das ganze Land ist mit riesigen Plakaten zugepflastert auf denen er von seinen Heldentaten kuendet:
Bingu daemmt die Vogelgrippe ein, die es in Malawi nie gegeben hat. Er bekaempft erfolgreich Aids und vergisst zu erwaehnen, dass es die grossen Hilfsorganisationen fuer ihn tun oder er sorgt fuer den Bau von Strassen (mit dem Geld von IWF und Weltbank).
Banda, der erste Praesident Malawis nach der Unabhaengigkeit 1964, ist hochangesehen, obwohl auch er genuegend Dreck am Stecken hat:
Oppositionspolitiker starben bei mysterioesen Unfaellen, 100 Millionen US$ hat er sich fuer schlechte Zeiten auf Schweizer Konten zurueckgelegt. In einer vielbeachteten Rede entschuldigte er sich 1997, kurz vor seinem Tod, beim malawischen Volk fuer seine Verfehlungen - recht ungewoehnlich fuer einen Praesidenten des schwarzen Kontinents.
Auf dem Weg aus dem Park fahre ich regelmaessig an seinem ehemaligen Sommerpalast vorbei.
Ueber Elektrizitaet zu verfuegen ist keine Selbstverstaendlichkeit in Malawi. Auch auf der Lodge gibts nur stundenweise Strom vom Generator. Entsprechend richtet sich der Tagesablauf nach dem Sonnenlicht: Mit den Huehnern ins Bett und mit dem ersten Tageslicht aufstehen. Das ungewohnte fruehe Aufstehen wird mir mit nem spektakulaeren Blick ueber den See zum Sonnenaufgang entschaedigt.
Und dann war da noch dieses Geraeusch mitten in der Nacht. Irgendwas muss in meinem Appartement sein. Ein Blick aus dem Schlafzimmer macht aber klar, dass das Geraeusch von draussen kommt. Ich blicke durch das Fenster direkt in die Augen einer riesigen Elefantenkuh mit ihrem Jungen, die sich am frischen Gras um das Haus sattfressen. Sie sind zum Greifen nah. Ich oeffne das Fenster, die Elefantenkuh hebt den Ruessel und trompetet entruestet ob der Stoerung; ich erschrecke mich entsprechend. Aber dann scheint es sowas wie ne stillschweigende Uebereinkunft zwischen uns zu geben:
Lass einfach Deine Kamera mit dem bescheuerten Blitzlicht stecken und Du kannst uns in aller Ruhe beim Fressen beobachten. Genau das mache ich dann auch ausgiebig. Meine Guete, wie ich diese riesigen Viecher mit all ihrer Wuerde und ihrem beruehrenden Sozialverhalten ins Herz geschlossen hab.
Viele Gruesse aus dem warmen Herz Afrikas
Bernd
Schuhgroesse 44,5
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