Mittwoch, 18. November 2009

Bernd the bird-man


Vogelbeobachter sind Langweiler!
Es sind die Typen, die in khakifarbener Safaribekleidung (die Buegelfalten und der Seitenscheitel sitzen akkurat) mit Fernglaesern bewaffnet durch den Busch ziehen, um nen Blick auf ein Kraeuselhaubenperlhuhn (Guttera pucheroni) oder einen Floetenwuerger (Laniarius aethipicus) zu erhaschen. Abends erzaehlen sie bei einer Tasse nicht zu starkem Schwarztee von ihren aufregendsten Erlebnissen, wie z.B. der Beobachtung eines suedkongolesischen Doppelschwanzmadenhocker-Paerchens (Cojus Interruptus) beim Paarungsakt, oder sie ahmen zu vorgerueckter Stunde den Lockruf des gelbschwaenzigen Paradiesschnaeppers nach.
Die Regenzeit in Malawi hat fruehzeitig begonnen. Es regnet jetzt taeglich 2-3 Stunden. Die Elefanten sind seither nicht mehr oft am See um die Lodge herum zu sehen, da es jetzt genuegend andere Wasserstellen im Park gibt.
Ohne Elefanten fehlt es bei Walking-Safaris an Gespraechsstoff. Ich gleiche es dadurch aus, dass ich den Gaesten mehr von der reichlich vorhandenen Vogelpopulation erzaehle. Um mir das entsprechende Wissen anzueignen, sitze ich jetzt oft am See und beobachte das Federvieh. Dessen genaue Bezeichnung, Brutverhalten, typische Erkennungsmerkmale usw. schlage ich dann in schlauen Buechern nach.
Ich bin also zum langweiligen Vobelbeobachter mutiert, im Englischen "birdie", "birder" oder "birdman" genannt. Ich mach's einfacher und bezeichne mich jetzt als jemanden, der gut zu Voegeln ist.
Wie wichtig es zur Vermeidung von Missverstaendnissen doch ist, ueber ausreichende Kenntnisse der deutschen Gross-/Kleinschreibung zu verfuegen!

Die Lodgemanagerei bringt es mit sich, dass mir eine Haushaelterin zur Verfuegung steht. Mich nicht um den Hausputz und die Waesche kuemmern zu muessen, ist ungewoehnlich und deshalb durchaus eine Herausforderung, es als etwas Gutes annehmen zu koennen. Nach Ueberwindung solch anfaenglicher Scheu ist es aber recht angenehm :-) und bringt sogar viel Spass mit sich, seit die zurueckhaltende Mary etwas aufgetaut ist.
Wie alle Frauen hier, balanciert Mary problemlos schwere Lasten ueber weite Strecken auf dem Kopf. Meine klaeglichen Versuche dies auch zu tun haben schliesslich das Eis zwischen uns gebrochen. Sie haette mich aber mal besser nicht auslachen sollen!
So etwas spornt einen Motorradhelden zu Hoechstleistungen an und ich hab schliesslich nen Weg gefunden ihr bei Wettlaeufen mit Koerben auf dem Kopf zumindest ebenbuertig zu sein. Meine Methode schnell zu rennen, ohne dass der Korb vom Kopf faellt, wirkt sich leider noch etwas nachteilig auf die Sichtverhaeltnisse aus:

Ich arbeite daran!

Es sind meist die Reisenden die unscheinbar wirken und die leise Toene anschlagen, welche die abenteuerlichsten Geschichten zu bieten haben, die mich Baukloetze gross wie Elefantendung staunen lassen. So wie die Lodgegaeste Janet und Don. Die Englaender in karierten Golfhosen und Polohemden nehmen taeglich um 5 ihre "cup of tea" ein. Janet fuehrt die Teetasse mit abgespreiztem kleinen Finger zum Mund - eine Eleganz wie sie nur englische Ladies draufhaben. Sie beginnt jeden Satz mit "oh dear". Derselbige wird dann gewunden und sehr gediegen in die Laenge gezogen. Don wirft hier und da ein "yes, sweetheart" ein.
Die Prototypen konservativer und spiessiger Briten also. So weit die Vorurteile!
Tatsaechlich haben die beiden die meiste Zeit der vergangenen 30 Jahre in Afrika verbracht, darunter Jahre an Plaetzen die nicht gerade zu den Luftkurorten dieser Welt zaehlen, wie Lagos in Nigeria oder Ruanda zur Zeit des unfassbaren Genozids.
Angefangen hatte alles Mitte der 70er mit einer Reise um den Kontinent in einem VW Kaefer, inklusive einer zweimaligen Besteigung des Kilimandscharo. Die haarstraeubenden Geschichten dieser Zeit erzaehlen sie nur nach hartnaeckiger Nachfrage und beinahe widerwillig.
Britisches Understatement!
Viele Gruesse
Bernd, the birdman

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